Da wir diesmal einen Eckstand zur Fläche der Auktionsfirma "Classic Bid" hin hatten, waren die Voraussetzungen für eine gute Wahrnehmung durch das Publikum und damit möglichst viele Besucher perfekt gegeben. Wenn da nicht Corona gewesen wäre. Corona bescherte der Messe geschätzt ein Drittel bis zur Hälfte weniger Besucher, die Halle blieb an allen Tagen sichtbar leerer als sonst.
Selbst zu Stoßzeiten wie Samstag/Sonntag ca. 13 bis 15 Uhr, zu denen es sonst immer sehr voll ist, blieb es übersichtlich (was ich aber als angenehm empfand).
Da es genau zur Messe die ersten bestätigten Corona-Fälle in Baden-Württemberg gab, laufend neue hinzukamen und obendrein die Meldungen von der Absage des Genfer Autosalons und der ITB Berlin bekannt wurden, kursierten auch Gerüchte, dass die Retro Classics mittendrin abgebrochen werden könnte. Dazu kam es aber nicht.
Zur Auktion am Samstagnachmittag füllte es sich wieder rund um unseren Stand, wenn auch hier coronabedingt nicht so stark wie letztes Jahr.
Etwa 2 Stunden lang konnten wir die Versteigerungen aus nächster Nähe verfolgen. Im Vergleich zu letztem Jahr fiel auf, dass neben den Autos auch vermehrt Wand- und Armbanduhren, Kunstdrucke, Handtaschen oder ganz banale Autoradios angeboten wurden, womit auch Besucher mit kleinem Geldbeutel gelockt werden sollen.
Aber wie waren die Reaktionen der Besucher auf unsere Autos?
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) der geringeren Gesamt-Besucherzahlen hatten wir viele ernsthafte Interessenten. Zwei neue Mitglieder haben wir direkt auf der Messe gewonnen, ein paar weitere werden ziemlich sicher welche werden. Auch die Auto- und Teileangebote haben wieder zugenommen – mehr dazu demnächst unter "Biete".
Einige Besucher erinnerten sich angesichts der Ausstellungsstücke und der Plakate mehr oder weniger gut an ihre früher gefahrenen Sondermodelle. Ob es bspw. ein 77er oder 80er LX war, klärte sich spätestens im Gespräch.
"Genau den hab ich damals gehabt"
Extrem auffällig und erstaunlich war, dass der Trophy viele junge Leute anzog. Die meisten davon waren so jung, dass sie den 32B eigentlich kaum noch aus dem Alltag kennen können. So wie es aussieht, braucht sich die Passat-Kartei also um Nachwuchs keine Sorgen machen.
Was den Stufenheck Carat betrifft, wunderte ich mich darüber, wie oft (eigentlich nur) er als "Santana" bezeichnet wurde. Selbst im Gespräch mit mir bekannten Altauto-Fahrern zeigte sich, dass das Stufenheck fast unbekannt ist. Klar, es war damals, wie schon der Santana zuvor, absolut kein Verkaufsschlager, aber dennoch wurde es fast 3 Jahre und vor allem auch häufig genug in normalen Ausstattungen gebaut (ich kann mich z.B. gut daran erinnern, dass es oft als Taxi anzutreffen war). Dass es dennoch so in Vergessenheit geraten ist, ist merkwürdig.
"Ist das wirklich ein Passat?"
Sigi leistete auch gerne mal Aufklärungsarbeit durch Haubenöffnung.
Der durchweg sehr gute Zustand aller vier ausgestellten Autos führte dazu, dass häufig die Frage nach dem Verkauf gestellt wurde, besonders zu LX und Trophy – zum Trophy kam die Frage sogar schon von den allerersten beiden Standbesuchern nach der Eröffnung am Donnerstagvormittag.
Hier macht sich m.E. die gezielte Bestrebung der Retro Classics in den letzten Jahren bemerkbar, als reine Händler- bzw. Verkaufsmesse wahrgenommen zu werden. Man hat als Aussteller zunehmend den Eindruck, dass viele Besucher sich inzwischen gar nicht mehr über alte Modelle informieren oder sie sich ansehen wollen, sondern gezielt auf der Suche nach Kaufobjekten sind. Warum sich das angesichts der zwar nicht mehr ganz so übertriebenen, aber im Vergleich zu Angeboten auf dem normalen Markt immer noch überteuerten Messepreise derart gut etablieren konnte, ist mir schleierhaft.
Jedenfalls war den Kaufinteressenten die Enttäuschung anzusehen, trotz hartnäckiger mehrmaliger Nachfragen nur ein "Nein" zu ernten.