ABS nachrüsten im 32B Fronti

Hier geht es um die Technik des Passat/Santana Typ 32/33 und 32B
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Marc
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Marc »

Moin Paul,

darf man fragen, ob sich das finanziell noch so halbwegs im Rahmen hält bei euch Östereichern? Wenn ich dran denke was eine neue Typisierung hier in Deutschland kosten würde :o Laut Aussage eines Herstellers für Nachrüstkatalysatoren geht allein das Abgasgutachten in die Tausende...

Grüße
Marc
Merlin6000
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Merlin6000 »

paul_mh hat geschrieben:Aufgrund der Änderung der Bremse war es nicht möglich, es nur als Änderung einzutragen, es ist eine komplette neue Typisierung notwendig (Einzelgenehmigung)
In Deutschland würde es auf legalem Wege auf jeden Fall scheitern, einzig mit einem Prüfer der seinen Ermessensspielraum extrem weit dehnt ist sowas heute noch möglich
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paul_mh
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von paul_mh »

Hallo, also finanziell:

450,- fürs Gutachten vom TÜV
angeblich 123,- für die Einzelgenehmigung bei der Landesregierung, kann ich aber noch nicht ganz glauben. Musste ich noch nicht zahlen weil ich ja wieder bestellt wurde.
und dann nochmal 230 für die neue Zulassung, nehme ich halt an, dass ich das noch zahlen muss und neue Tafeln bekomme...

Gutachten für Leistung, Lärm und Abgas sind auch in Österreich sehr teuer und aufwändig aber bei mir nicht notwendig, weil das alles noch dem "Serienzustand" entspricht :aetsch
Das bräuchte man sonst bei einer "echten" Einzelgenehmigung natürlich auch alles und kostet jeweils 200-500 oder so. Für einen Nachrüst-Katalysator ist das natürlich nochmal was anderes, da wird ja um eine Typengenehmigung bzw. Teilegutachten angesucht und nicht um die Zulassung eines einzelnen Fahrzeuges!
Merlin6000 hat geschrieben: In Deutschland würde es auf legalem Wege auf jeden Fall scheitern, einzig mit einem Prüfer der seinen Ermessensspielraum extrem weit dehnt ist sowas heute noch möglich
Warum soll sowas in Deutschland nicht möglich sein?!? Es ist hier in Österreich definitiv nicht einfach gewesen! Wenn ich nicht so viel Zeit, Geld und Mühe in das Auto investiert hätte in den letzen Monaten, wäre die Prüfung heute nach 15 Minuten beendet gewesen und ich wäre meine Tafeln los gewesen, so viel ist sicher!

Das Auto wurde beim TÜV Automotive Austria von 2 Sachverständgen geprüft und heute bei der steirischen Landesregierung von 4 (!!!) unterschiedlichen Prüfern, einer davon war der Chef. Da wurde absolut GARNICHTS in irgendeine Richtung mit Augen zudrücken gemacht oder mit Ermessensspielraum argumentiert, eher im Gegenteil!

Wir haben heute fast eine Stunde diskutiert, weil auf der vorderen Bremsscheibe keine Nummer eingestanzt ist. Ich hatte einen Auszug aus dem Teilekatalog der zeigt, dass es die Bremsscheibe vom 136PS Passat ist, den Auszug von Brembo, der auf die original VW Nummer verweist und die Zeichnung von Brembo mit allen Abmessungen und der Teilenummer drauf. Erst als wir dann die Bremsscheibe nochmal vermessen haben (das hatte der TÜV ja auch schon gemacht und in sein Gutachten geschrieben) und mit der Zeichnung verglichen haben sie es mir geglaubt und es gut sein lassen...
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Merlin6000 »

Mit Originalteilen an originalen Halterungen sicher möglich, aber sobald etwas selbst gebautes ins Spiel kommt ist es vorbei in Deutschland, klar wird sowas noch eingetragen, irgendwo, wo z.B. auch Autos welche mit Poppnieten behandelt und komplett gerollt sind, eine "H" Zulassung bekommen, während andere wegen einer per Spraydose ausgebesserten Stelle heimgeschickt werden

Mit Legalität hat das extreme dehnen der Ermessensspielräume nichts mehr zu tun, und es wird immer weniger was die Prüfer können, dürfen und machen, ich sehe das schon wenn ich ab und an bei einer HU bin wie sich Prüfer da wegen wirklichen Kleinigkeiten ins Hemd machen, diese sind aber so geschult worden.

In Deutschland wirst du überhaupt keine vier § 21 befähigte Sachverständige finden außer beim Meeting in der Zentrale, hier kannste froh sein überhaupt mal einen ans Rohr zu bekommen, da ist einer für mehrere Prüfstationen zuständig, und hält fast täglich noch Führerscheinprüfungen ab, das macht nämlich in Deutschland auch der Tüv, und eben auch nur solche welche spezielle Abnahmen machen dürfen

Wir in Hessen haben dann noch eine besondere Spezialität, im April ist 10-jähriges Jubiläum, die Bündelungsbehörde welche jede §21 Abnahme nochmal auf Rechtmäßigkeit überprüft, und wenn dann ein Sachverständiger seinen Spielraum zu weit gedehnt hat folgt neben der Ablehnung noch eine Meldung an den RP in DA welche die Aufsichtsbehörde der Prüfer in Hessen ist

In anderen Bundesländern geht auch vieles nicht mehr, wer hier sowas vor hat dem bleibt oft nur der Weg über einen Tuner welcher seinen Haus Sachverständigen von einer Abnahme überzeugen kann, das ganze wird dann alleine von den Zusatzkosten her nochmal dicke 3-stellig

Ich habe vor vielen Jahren mal eine Bremsanlage bei einem Audi 80 komplett umgebaut, von Standart 133PS auf die G60 der V6 174PS Version, der Prüfer meinte dann das er sowas nicht eintragen könne, da der Audi ann "zu gut bremsen würde"
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paul_mh
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von paul_mh »

Ich sehe das etwas differenzierter, ohne die spezielle Lage bei euch zu kennen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen "Basteleien" die man als privater eingetragen bekommen will und einer technisch sauber durchgeführten und dokumentierten Nachrüstung.

Eine Tuning Schmiede, wie du schreibst hätte keine besseren Ressourcen gehabt als ich, keine besseren Fachkenntnisse aber um ein Vielfaches weniger Zeit! Ich möchte an dieser Stelle übrigens erwähnen, dass ich akademisch ausgebildeter Maschinenbauer bin mit Berufserfahrung in Konstruktion und Berechnung. Außerdem bin ich seit mehreren Jahren als technischer Prüfer im Motorsport tätig. Ebenso kann ich meinen Vater und meinen Bruder um Rat fragen und mich abstimmen: Einer ist KFZ Meister, der andere Zivilingenieur und hat schon öfter auch mal Dienste als Sachverständiger geleistet, allerdings nicht im KFZ Bereich. Beide sind ebenso akademisch ausgebildete Maschinenbauer.

Ich habe diese ABS Nachrüstung von Anfang an mit den zuständigen Stellen schriftlich kommuniziert und dokumentiert, wie man das eben auf einer professionellen Ebene macht, nur so konnte das funktionieren! Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses professionelle Vorgehen bei euch in Deutschland nicht auch zum Ziel führt.

Wie gesagt, dass hat nichts mit einer Bastelei zu tun, auch wenn du das vielleicht anders siehst, ich nehme aber an dass hier eine Portion Frust mitspielt weil du offensichtlich nicht alles eingetragen bekommen hast.

Grüße aus Graz,
Paul
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Merlin6000 »

Zuerst mal, ich habe keinen Frust, alles was ich eingetragen haben wollte, das wurde auch eingetragen, ansonsten habe ich mich immer im Vorfeld informiert und wenn etwas auf legalem Wege nicht eintragungsfähig war, dann habe ich es eben gelassen und keinen Pfennig/Cent in irgendwelche Umbauten investiert, meine kostbare Zeit genauso eingespart.

Du magst etwas berechnen und bauen können das auch hält, aber du kannst keine Unterlagen (ich meine damit keine privaten, sondern von entsprechend dazu berechtigten zertifizierten Stellen) beibringen welche belegen das es so und so gefertigt wurde, das die Schweißnähte geröntgt wurden, bla bla bla, ohne Unterlagen, wie Freigaben, Gutachten... geht in Deutschland legal fast nichts mehr.

Der Tuner hat nur den Vorteil einen Haus und Hof Sachverständigen zu besitzen welcher das dann abnicken würde, legaler wird das dadurch auch nicht unbedingt, ältere User kennen sicher noch die Welle von Eintragungen der Firma SAT aus Euskirchen für illegal erklärt wurden, die haben sich da auch zu weit aus dem fenster gehängt

Wie gesagt, dein Umbau mag hochwertig sein, aber ohne entsprechende Unterlagen ist es für einen seriösen Sachverständigen in Deutschland nur eine Bastelei, denn dieser ist überhaupt nicht in der Lage zu testen ob das ganze in Extremsituationen bei voller Beladung, Höchstgeschwindigkeit im Dauertest auch hält, denn er hält am Ende dafür seinen Kopf hin
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Roman
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Roman »

Merlin6000 hat geschrieben:Zuerst mal, ich habe keinen Frust, alles was ich eingetragen haben wollte, das wurde auch eingetragen, ansonsten habe ich mich immer im Vorfeld informiert und wenn etwas auf legalem Wege nicht eintragungsfähig war, dann habe ich es eben gelassen und keinen Pfennig/Cent in irgendwelche Umbauten investiert, meine kostbare Zeit genauso eingespart.
Eine Eintragung ist im Prinzip nur die Bestätigung, das die Veränderung den gesetzlichen Vorgaben entspricht.

Was den Bremsenumbau angeht:
Das hätte nicht einmal eingetragen werden müssen, denn die größere Bremse ist schon in der Typ-ABE des Fahrzeugs enthalten.
Alles, was es serienmäßig an einem Fahrzeugtyp gegeben hat, muß daher nicht eingetragen werden.

Und ein "zu gut bremsen" gibt es auch nicht.
Eine Bremsanlage kann nicht "zu gut" sein.
Und die Bremsanlage mit Trommeln beim 32B ist wirklich schlecht.
Vernünftig wirds erst mit der KV- oder syncro-Bremsanlage.
Ich bin jedes mal erschrocken, wie mieß mein KX mit Serienbremsanlage gegenüber meinem DS mit KV-Bremsanlage bremst.
Und mein BMW bremst noch mal besser.

Grüße
Roman
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von paul_mh »

Wie auch immer, eines kann ich auf jeden Fall sagen: es kostet auch in Österreich sehr viel Zeit, Nerven und Geld aber für mich war das Teil der Challenge: ABS nachrüsten und auch eingetragen bekommen. Ohne die Fähigkeiten und Möglichkeiten, zu denen ich Zugriff habe (da reden wir jetzt nicht nur von Werkzeugen, Maschinen und Material sondern eben auch von Konstruktion, Berechnung, Erstellung technischer Zeichnungen und Dokumentationen) wäre das alles zum Scheitern verurteilt gewesen.

Ein Prüfer braucht immer ein Dokument (=SOLL-Zustand) das vergleicht er mit dem Fahrzeug (= IST-Zustand) und wenn das Dokument sagt, es ist in Ordnung und der IST-Zustand dem Dokument entspricht, dann kann das eingetragen werden. In den allermeisten Fällen scheitert es natürlich am Dokument! Hier bin ich aber wie gesagt in der Lage entsprechende Unterlagen erstellen zu können, mit dem dann in meinem Fall der TÜV Automotive Austria was anfangen kann, der verpackte das dann in ein Gutachten mit Unterschrift und Stempel drunter und mit diesem Gutachten kann dann der Prüfer bei der Landesregierung auch was anfangen.

Zum TÜV Austria bin ich gegangen mit einem ganzen Ordner voll Unterlagen, alles schön vorbereitet, zusammengefasst, referenziert und zitiert. Ein technischer Sachverständiger könnte es nicht wirklich besser machen, da wäre halt nur noch ein schöner Briefkopf drüber! Und von daher kann ich mir wie gesagt nicht vorstellen, dass so etwas bei euch nicht auch auf vollkommen legalem Wege, ohne das Ausnutzen von großen Ermessensspielräumen möglich sein soll.
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von WinfriedB »

Roman hat geschrieben:Und ein "zu gut bremsen" gibt es auch nicht.
Eine Bremsanlage kann nicht "zu gut" sein.
Roman
Ich habe in den späten 80ern mal Kfz-Meßtechnik mitentwickelt, unsere Geräte wurden u.a. zur Messung der Bremsverzögerung und Pedaldruck eingesetzt. Was gesetzlich an Bremsverzögerung gefordert wird (hab die Werte nicht mehr im Kopf), könnte man wohl fast mit dem aus der Tür gehaltenen Hacken erreichen. Von daher würden wohl fast alle heutigen Fahrzeuge (auch 32b) "zu gut" sein.
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Re: ABS nachrüsten im 32B Fronti

Beitrag von Roman »

WinfriedB hat geschrieben:Was gesetzlich an Bremsverzögerung gefordert wird (hab die Werte nicht mehr im Kopf), könnte man wohl fast mit dem aus der Tür gehaltenen Hacken erreichen.
Stimmt.
Die Werte stammen wohl noch aus den 50er Jahren.
Ich habe die geforderte Mindestverzögerung mal hochgerechnet.
Da kommt ein Bremsweg aus 100 km/h von über 70 Metern heraus.
Aktuelle Autos liegen bei ca. 32-35 Metern, selbst ein 32B mit Saugdiesel kommt auf unter 50 Meter.

Grüße
Roman
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